Wie finde ich den passenden Anwalt

Der von Ihnen beauftragte Anwalt wird in bestimmten Belangen ein Partner auf Zeit. Die Suche nach dem passenden Anwalt ist deshalb in einer gewissen Art einer Partnersuche nicht unähnlich und sehr wichtig. Nun ist es ja so: Der eine Anwalt passt zum einen Mandanten, aber nicht zum anderen Mandanten. Der andere Anwalt ist trotz gleicher fachlicher Fähigkeiten nach Ansicht eines Mandanten zwischenmenschlich eher unpassend, wobei ein anderer Mandant über diesen geradezu ins Schwärmen gerät. Welches ist nun der richtige Weg, den passenden Anwalt zu erkennen? Sie können sich gleich vorstellen, dass dies wie bei einer Partnersuche nicht ganz leicht ist.

Ehrlichkeit und Offenheit

Es ist ganz wichtig, dass sich der Mandant zuerst fragt, was für eine Vorstellung er von einem passenden Anwalt hat und die Stichworte für sich zum Beispiel in der Reihenfolge der Wichtigkeit aufschreibt. Am besten teilt man ihm die Erwartungen mit. Beispiele:
„Ich brauche einen Anwalt, der viel Zeit für mich hat. Haben Sie gerade viel Zeit?
„Der Anwalt soll mir bitte ehrlich sagen, was er tun würde, wenn er sich in der gleichen Lage befinden würde. Werden Sie das auch tun?“

Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl, ob es der passende Anwalt ist

Am besten rufen Sie den Anwalt an, den Sie eventuell beauftragen möchten. Im Gespräch merken Sie dann, ob Sie ein gutes oder eher schlechtes Gefühl haben. Vertrauen Sie auf das Bauchgefühl, das stimmt meistens. Wenn Ihr Bauchgefühl ja sagt, versuchen Sie es. Sie können das Mandat jederzeit beenden, wenn sich Ihr Bauchgefühl täuschen sollte. Wenn Ihr Bauchgefühl nein sagt, haben Sie bitte keine Hemmungen, zu sagen, Sie würden einen anderen Anwalt suchen.

Verschiedenen Arten der Erwartungen

Oft ist es so, dass der Anwalt aus Gründen der Kosteneffizienz in kurzer Zeit den für die Lösung des Rechtsfalles wesentlichen Sachverhalt erfassen möchte. Die alten Römer sagten dem (übersetzt): gebe mir die Fakten, dann kann ich erkennen, wie die Rechtslage ist (da mihi facta dabo tibi ius). Man kann sagen, das ist praktisch eine wissenschaftlich-akademische Aufgabe. Wenn der Anwalt gerade in diesem Modus ist und Fragen stellt, kann er sehr „trocken und nüchtern, ja ungeduldig und uninteressiert“ wirken.
Wenn man nun als Klient in dieser Phase beurteilt, ob der Rechtsanwalt herzlich und verständnisvoll ist, ist man natürlich enttäuscht. Wenn der Anwalt aber mit dem Mandanten über vieles spricht, um eine gute Beziehung aufzubauen, was aber für die Falllösung nicht relevant ist, kann es sein, dass dadurch zwar ein gutes Verhältnis aufgebaut wird, dies aber an der Zeit für die Lösung des Falles abgeht oder aber höhere Kosten verursacht.

gian.pedolin@schweizer-rechtsanwalt.com
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